Für einige sind Natron und Backpulver fast das Gleiche. Allerdings kann man Backpulver auch vielseitiger verwenden und es enthält noch einige andere Bestandteile, neben Natron. Umgekehrt ist Natron oder Natriumbicarbonat oder Natriumhydrogencarbonat vielseitiger verwendbar, als ausschließlich zum backen.
Wer von uns hatte nicht schon einmal Sodbrennen? Klar gibt es dagegen mehrere Mittel, aber Natron ist ein einfaches und preiswertes Mittel um hier Abhilfe zu schaffen. Wer es einfach und bequem dosierbar mag, kann es auch gleich in Tablettenform kaufen.
Doch Natron kann noch einiges mehr.
Natron als Shampoo? Wirklich?
Gerade in der Drogerie steht man häufig vor einem gut gefüllten Regal mit zig Produkten, die alle dies und jenes können. So ist die Flut an Shampoos und Spülungen sehr groß. Wenn man aber wissen möchte, was alles drin ist wird es noch unübersichtlicher, da der normale Verbraucher die meisten Inhaltsstoffe wohl nicht kennen wird. Selbst wenn ich mir ein teures Shampoo beim Frisör kaufe, ändert sich daran nichts. Als ich dann hörte das man dazu auch Natron benutzen kann, war ich eher skeptisch. Ausprobiert habe ich es aber trotzdem. Einfach einen Teelöffel Natron mit etwa 200 ml warmen Wasser vermischen und in die Haare verteilen. Wichtig ist aber, dass es ein wenig einzieht (zwischen 15 und 60 Minuten sind nach meinen Erfahrungen in Ordnung), da sonst die Wirkung eher gering ist. Als Spülung mischen einige gerne etwas Essig mit Wasser. Ich mische etwa einen Teelöffel Zitronensaft mit 200 ml kaltem Wasser und es fühlt sich gut so an und riecht auch nicht unangenehm. Wichtig ist das man das Natron gut ausspült bevor man den Zitronensaft oder Essig in den Haaren verteilt, da Natron mit Essig oder Zitronensäure eher stark reagiert und das möchte ich natürlich nicht unbedingt auf meiner Kopfhaut. Am Anfang können die Haare nach dem Waschen übrigens etwas stumpf aussehen. Das sollte aber kein Dauerzustand sein, sondern sich nach zwei bis vier Wochen von selbst erledigen.
Natron um Körpergerüche zu neutralisieren
Natron als Deodorant hörte sich für mich doch recht seltsam an. Tatsächlich kann Natron aber zuverlässig Gerüche neutralisieren und so habe ich auch hier den Test gemacht. Etwa 5ml ätherisches Öl (die Hautverträglichkeit sollte vorher getestet werden), ein TL Natron und 90 ml Wasser miteinander gemischt ergeben durchaus ein passables Deo. Dieses sollte man immer vor Gebrauch schütteln und an heißen Tagen bei sich haben, da die Wirkung so nicht ewig anhält. Wer also auf Nummer sicher gehen will kann auch einfach ein bisschen Natron mit Wasser in der Hand vermischen und das unter den Achseln verteilen. Das erfüllt seinen Zweck auch an heißen Tagen. Am Besten daran ist aber, das es sich um ein komplett natürliches Deo aus maximal drei Zutaten handelt die wir alle kennen. Kein Alkohol, keine Aluminiumsalze und auch keine unbekannten Chemikalien. Effektiv ist auch eine Deocreme aus Natron und Kokosöl. Diese lässt sich gut auftragen und erzielt eine bessere Wirkung als viele andere Öko-Deodorants.
Abflussreiniger ohne Chemie
Als nächstes wollte ich einen Abflussreiniger ausprobieren. Kein Chlor mehr oder irgendeine andere Chemiekeule. Das hört sich gut an und das ist es auch. Essig ist nicht gerade mein beliebtestes Putzmittel, egal wie effektiv Essigreiniger ist. Dennoch habe ich einfach zwei EL Natron in den verstopften Abfluss gegeben und eine Tasse Tafelessig dazu. Das Ganze fing unmittelbar an zu schäumen und ich hatte schon Angst es würde den Abfluss gleich ganz entfernen, aber nichts derartiges ist passiert. Nach 15 Minuten habe ich den Abfluss dann gut durchgespült und es hat funktioniert. Der Essiggeruch war auch nicht zu streng und verflog recht schnell. Ein wirklich preiswerter und gelungener Ersatz, der nur bei starken Verstopfungen nicht ganz mit der Chemiekeule mithalten kann.
Der Scheuermittel-Test
Als nächstes habe ich den Scheuermittel-Test gemacht. Hierbei handelt es sich nicht um ein übliches flüssiges Scheuermittel, sondern um ein Pulver. Dazu werden Natron, Zitronensäure und gewöhnliche Speisestärke vermischt. Das Pulver wird ganz normal wie Scheuermilch da benutzt, wo sich hartnäckige Ränder festgesetzt haben. Dann gebe ich etwas Wasser dazu, so dass die Reaktion sichtbar und hörbar ist. Auf die Haut sollte das ganze allerdings nicht kommen, da die Reaktion Reizungen verursachen kann, ja nach Menge. Nach kurzer Einwirkzeit lassen sich auch hartnäckige Ränder recht gut lösen. Besonders gut geht das mit einem Kupfertuch, auch auf Oberflächen aus Edelstahl. Eine kleine Einschränkung gibt es allerdings für das Scheuerpulver und zwar fettige bzw. ölhaltige Rückstände. Um diese zu entfernen empfiehlt sich eher Soda, wobei ich allerdings das Tragen von Handschuhen empfehlen würde, damit es nicht mit der Haut in Berührung kommt.
Dein fast eigenes Waschmittel
Apropos Soda. Dieses lässt sich natürlich auch mit Natron kombinieren und zu einem Ersatz für Waschmittel umfunktionieren. Ob das wirklich funktioniert? Ja, tatsächlich funktioniert das ganz ordentlich, obwohl es auch etwas umständlich ist. Hierfür habe ich eine Kernseife gerieben, so das ich quasi Seifenflocken habe. Diese ergeben mit Soda und Natron gemischt ein recht passables Waschmittel. Bei stärkeren Verschmutzungen empfiehlt sich entweder ein Vorbehandeln oder die Zugabe von Zitronensäure (ebenfalls in Pulverform). Das Vorbehandeln kann auch mit Natron oder Soda erfolgen. Zitronensäure kann auch hinzugegeben werden wenn es sich um helle Wäsche handelt. Bei bunter oder dunkler Wäsche besteht allerdings die Gefahr des Ausbleichens, bei einer Überdosierung der Zitronensäure. Insgesamt funktioniert das Ganze gut. Besonders erfreulich ist aber, dass meine Haut diese Mischung besser zu vertragen scheint als einige herkömmliche Waschmittel.
Natron kann man natürlich auch zum Geschirrspülen benutzen, z. B. in Kombination mit Zitronensäure. Da diese Mischung aber die Haut reizen kann, empfiehlt es sich dabei Handschuhe zu tragen.
Zähneputzen mal anders
Zuletzt habe ich noch einen weiteren Test durchgeführt und ein Pulver zum Zähneputzen getestet, das man aber am besten auf die feuchte Zahnbürste gibt. Es besteht nur zu einem kleinen Teil aus Natron und hauptsächlich aus Rosenblüten und verschiedenen Kräutern. Ein wenig Heilerde dazu und etwas Xylit, das ganze klein gemahlen, in einem Mixer, und fertig ist das Pulver. Auch das funktioniert erstaunlich gut und meine Zähne fühlen sich auch nach einigen Monaten der Benutzung noch gut an. Wer das ausprobieren möchte, sollte sich allerdings darauf einstellen anschließend immer das Waschbecken putzen zu müssen. Leider ist das Pulver nämlich nicht so einfach auf den kleinen Kopf der Zahnbürste zu verteilen. Dafür weiß man aber ganz genau was drin ist und das ist keine Chemie. Nur mit Natron kann man zwar auch die Zähne putzen, leider aber auch das Zahnfleisch schädigen, bei zu häufiger Anwendung, weshalb ich davon abraten würde.
Wer Natron zur Körperpflege einsetzen möchte, sollte dabei immer bedenken, nicht zu hoch zu dosieren, da es sonst zu Reizungen kommen kann, auch ohne die Zugabe von Zitronensäure. Außerdem muss der Körper, sowie auch die Zähne, sich erst daran gewöhnen, was einige Wochen dauern kann. Das dies allerdings möglich ist, ist doch schon einmal gut zu wissen.
Bild von Evita Ochel auf Pixabay