Neulich war ich auf den Geburtstag einer Freundin eingeladen. Es war ein Grillfest und dementsprechend gab es natürlich auch Würstchen und jede Menge Beilagen. Da wir schon lange befreundet sind und sicher auch weil es inzwischen nicht mehr so ungewöhnlich ist, hat sie daran gedacht Gemüse für den Grill zu besorgen und beides wurde auch getrennt voneinander gegrillt. Die Beilagensalate allerdings, kamen zumeist von den Gästen und obwohl es gar nicht so schwer ist einen veganen Salat zu zaubern, gab es davon nur einen. Den hatte ich allerdings selbst mitgebracht. Ich unterstelle natürlich keine Absicht, sondern denke vielmehr das die meisten Menschen sich gar nicht so viele Gedanken darum machen, ob das Essen vegetarisch oder sogar vegan ist. Vielmehr orientieren wir uns zumeist an unseren Vorlieben, an dem was uns gut schmeckt und zum Teil auch an dem was wir gut können und kennen.
Es hat mich eben einfach nur nachdenklich gemacht und auch darin bestärkt darüber zu schreiben, um meine Beweggründe auch für mich selbst einmal schriftlich niederzulegen. Ihre Mutter fragte mich im Verlauf des Abends, wie ich es geschafft habe vegan zu werden und ich entgegnete erst einmal, dass ich einfach aufgehört habe tierische Produkte zu essen. Doch schon in dem Moment wurde mir klar, man hört nicht einfach auf Fleisch zu essen oder Käse. Man hört ja auch nicht einfach mit dem Rauchen auf, sondern hat einen Grund oder mehrere Gründe dafür. Sei es nun wegen der Gesundheit oder um Geld zu sparen oder aus einem anderen Grund.
So ist es natürlich auch mit der Ernährung. Anfang des Jahres 2016 hatte ich den Gedanken mich vegetarisch ernähren zu wollen. Ich haderte noch ein wenig damit und überlegte, ob ich nicht einfach weniger Fleisch und Fisch essen könnte und dafür ausschließlich in Bio-Qualität. Doch ich entschied mich dagegen und fing an mich vegetarisch zu ernähren. Das sollte mein Beitrag gegen die moderne Massentierhaltung sein.
Und tatsächlich, wenn ich mir die Fleischindustrie einmal genauer anschaue, dann drängt sich unweigerlich die Frage auf, wie die Preise so niedrig gehalten werden können. Klar Bio-Produkte kosten deutlich mehr, aber der Verbrauch an Futtermitteln und Energie, die Medikamente (die sich übrigens dann auch im Fleisch finden) und die Unmengen an Wasser, die verbraucht werden um nur ein Kilogramm Fleisch zu produzieren sind enorm. Da wirken die Preise geradezu lächerlich.
Doch das ist nur einer von mehreren Aspekten, die mich nachdenklich machen. Gerne bedienen sich Fleischfresser des Arguments, der Mensch sei ein Allesfresser und man kann das so sehen. In gewisser Weise könnte man auch Kühe als Allesfresser bezeichnen, weil sie bei dem Gras auf der Weide (wenn sie dann mal auf einer stehen dürfen) nicht darauf achten, ob sie vielleicht einen Käfer oder sonst irgend etwas tierisches mit dem Gras verspeisen. Tatsächlich haben sowohl Vegetarier, wie auch Fleischfans Anstrengungen unternommen, um den Magen und den Verdauungstrakt des Menschen mit Vertretern verschiedener Gattungen aus der Tierwelt zu vergleichen. Welch ein Wunder das jeder Argumente für seine Thesen finden kann, wenn er die Vergleichsgruppe nur entsprechend sorgfältig auswählt.
Wie wäre es also, sich einfach auf sein eigenes Bauchgefühl zu verlassen? Meines sagt mir, dass es sich besser anfühlt kein Fleisch zu essen. Ich erinnere mich noch gut, das auch bei uns die Gans an Weihnachten Tradition war. Allerdings lag sie mir oft schwer im Magen und das fühlte sich für mich nicht wirklich richtig an und auch nicht gut. Also habe ich mich zwei Jahre lang vegetarisch ernährt.
Dann kam ich zum ersten mal mit Veganern in Berührung, was mir bis dahin immer etwas radikal erschien. Doch ich wollte gerne wissen wieso jemand zu so drastischen Maßnahmen greift und hakte nach. Daraufhin wurden mir ein paar Filme empfohlen, die das Thema zugegeben eher mit der Keule anpacken, wobei einem durchaus schlecht werden kann. Beim Anblick von Käse wurde mir anschließend sofort schlecht. Also entschied ich mich einen Schritt weiter zu gehen und mich vegan zu ernähren. Man muss sich auch nicht gleich mit so dramatischen Mitteln überzeugen lassen. Es gibt auch durchaus sanftere Dokumentationen, die das Thema etwas weniger aufgeregt angehen und sich darauf beschränken die Vorzüge einer pflanzenbasierten Ernährung in den Vordergrund zu stellen.
Fakt ist allerdings, dass ein überproportional großer Teil der landwirtschaftlichen Nutzflächen, der Fleischindustrie zum Futteranbau dient. Darüber hinaus entstehen dadurch für die Natur schädliche Monokulturen. Denn dort wird oftmals großflächig Soja angebaut. Weitere Fakten sind, dass durch die Fleischproduktion ein sehr großer Teil des Schadstoffausstoßes verursacht wird. Durch die immer noch wachsende Produktion wird außerdem die Wasserknappheit weiter verschärft. Sicher in Deutschland sind die Auswirkungen eher gering, aber gerade dieser Sommer zeigt wie schnell die Pflanzenwelt unter Wasserknappheit zu leiden hat. Nicht zuletzt sollte man natürlich auch an das Wohl der Tiere denken, nicht nur an jene die man isst, sondern auch an die, die als Nutztiere gehalten werden. So werden Legehennen die Schnäbel „kopiert“, um „Verhaltensstörungen“ entgegenzuwirken.
Letztlich kam ich, nicht nur wegen der dramatischen Bilder in den Dokumentationen, zu dem Schluss, dass es aus ökologischer Sicht durchaus Sinn ergibt, sich vegan zu ernähren. Da ich nachdem ich kein Fleisch mehr essen wollte, viele Milchprodukte konsumiert habe, war das anfangs gar nicht so leicht. Da ist die Milch im Kaffee und natürlich vor allem Käse, den ich in verschiedenen Varianten mit großem Genuss verzehrt habe. Gelohnt hat sich die Umstellung aber nicht nur, um vielleicht ein etwas besseres Gewissen zu haben. Nach einigen Monaten veganer Ernährung fühle ich mich besser, fitter, aktiver und insgesamt weniger müde. Mein Magen und meine Verdauung fühlen sich einfach gesünder an.
Der Start ist natürlich auch noch aus anderen Gründen nicht ganz einfach, da alle nur davon schwärmen wie fit sie sich fühlen. Dabei muss man aber verschiedene Dinge bedenken. Zunächst einmal ist es wahrscheinlich sinnvoll Vitamin B zu supplementieren, um einem Mangel vorzubeugen, manchmal auch noch Eisen. Vor allem dann, wenn man die eisenhaltigen Gemüsesorten nicht mag. Darüber hinaus sollte man sich bei einer solchen Umstellung im klaren darüber sein, das es Anfangs zu Nebenwirkungen kommen kann, z. B. Akne. Das geht zwar vorbei, ist aber durchaus unangenehm. Außerdem ist so eine Umstellung nur dann sinnvoll, wenn man sich langfristig nicht einfach nur vegan, sondern von frischem Obst und Gemüse ernähren möchte. Auch Nüsse und Kerne sind inzwischen ein wichtiger Bestandteil meiner Ernährung geworden. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören selbstverständlich auch gesunde Fette. Vegane Ersatzprodukte für Fleisch, Wurst und Käse können die Umstellung zwar erleichtern, sind aber nicht unbedingt preiswert und auch nicht immer gesund.
Wem das alles zu anstrengend ist und wer nicht auf Fisch, Fleisch und Wurst, Eier und Käse verzichten möchte, der kann sicher auch schon viel mit der richtigen Balance erreichen und natürlich, indem er auf stark verarbeitete Lebensmittel verzichtet.
Wer Tipps und Anregungen für eine vegane Ernährung sucht oder auch Rezepte, der kann im Internet, vor allem auf Youtube, fündig werden. Die Qualität der Beiträge ist dabei variabel.
Anmerkung: Dieser Beitrag ist schon etwas älter und stammt von meinem ursprünglichen Blog. Allerdings ist das Thema nach wie vor aktuell, weshalb ich ihn auch hier wieder, in einer leicht überarbeiteten Version, veröffentliche.
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